Bienenfalle Blühstreifen

Hinter vorgeblich gutgemeinten Blütenpflanzen am Ackerrand steht bisweilen die PR-Aktion eines Chemie-Multis, der gleichzeitig bienengefährliche Pflanzenschutzmittel verteidigt

Honigbienen und die ökologisch noch viel sinnvolleren Wildbienen sind vom Insektensterben bedroht, das auf das Konto von Agrarindustrie und konventioneller Landwirtschaft geht. Blühstreifen am Ackerrand sollen Abhilfe schaffen. Aber: Die vorgeblich gutgemeinten Aktionen können für Bienen zur Todesfalle werden. Oft steckt zudem ein Agrarchemie-Multi hinter den Aussaaten, der auf der anderen Seite gegen das EU-weite Verbot der Pflanzenschutzmittel (Neonikotinoide) kämpft, welche mitverantwortlich sind für die drastische Dezimierung aller Insekten in unseren Breiten.

„Blumen vom Agrar-Multi“ – unter solchen Überschriften wurden Initiativen des Agro-Chemie-Multis Syngenta propagiert, Blühmischungen für Bienen auszusähen. Bauern, die der Initiative folgten, bekamen das Saatgut von Syngenta geschenkt (obendrein gab’s staatliche Subventionen) und säten es auf weniger ertragreichen Äckern in Nachbarschaft von konventionellen Maisfeldern aus, die der Energiegewinnung dienen (1). Die aber werden regelmäßig mit Pflanzenschutzmitteln besprüht – was die Bienen indirekt oder direkt in den Tod treiben kann. Indirekt über den Sprühnebel, der auch die scheinbar bienenfreundlichen Blütenpflanzen erreicht – dort nehmen die Bienen das Gift auf und sterben einen schleichenden Tod. Oder direkt: Sie werden bei der Rückkehr in den Bienenstock von den eigenen Wachbienen am Flugloch getötet, weil sie heimwärts über die Sprühfläche des Ackers geflogen sind und jetzt fremd riechen. „Grausamkeit gegen Tiere kann weder bei wahrer Bildung noch wahrer Gelehrsamkeit bestehen. Sie ist eines der kennzeichnenden Laster eines niederen und unedlen Volkes!“ Das hat Alexander von Humboldt (1769 – 1859) gesagt – dabei wußte der große Gelehrte nichts von heutiger Massentierhaltung und weltweiter Artenvernichtung, die auch noch von der Allgemeinheit finanziert werden.

Die PR-Agenten von Syngenta, welche mit einer Hand die Blühstreifen fördern, bekämpfen mit der anderen die Entscheidung der EU, Neonikotinoide zu verbieten – durch das Verbot könnten Bienen und alle anderen Insekten wie Hummeln und Schmetterlinge wieder etwas mehr Lebenschancen bekommen. (3) Der Agrar-Multi mit Sitz in Basel ist einer der größten Pflanzenschutzmittel-Hersteller der Welt. Menschenrechtsorganisationen werfen ihm vor, daß seine in Europa bereits verbotenen Mittel in Entwicklungsländern für den Tod zahlreicher Menschen verantwortlich seien. (4)

Was kann man als Einzelner tun? Die konventionelle Landwirtschaft und ihre Produkte meiden. Lieber einmal zuviel nachfragen als einmal zu wenig. Und nach Möglichkeit den Insekten im eigenen Garten eine Chance geben (siehe Info-Kasten). Ein Blick in unseren Forschungsgarten zeigt, in welcher Umgebung sich Wildbienen, Schmetterlinge, Hummeln und andere Insekten wohlfühlen.

 


Bienenweide im eigenen Garten oder am Balkon

Im eigenen Garten oder auf dem Balkon kann jeder mit wenig Aufwand etwas für die Erhaltung Pollen und Nektar sammelnder Insekten tun – neben den Honigbienen gehören dazu auch viele Wildbienen, Schmetterlinge und ungezählte andere Arten. Er läßt seine Phantasie spielen und urheimische Pflanzen wachsen: Von Beinwell und Brombeere über Efeu, Kornblume und Taubnessel bis zu Steinklee, Schwarzem Senf und Ysop. Beim Saatgut achtet er auf kontrollierte Bio-Qualität. Der Blick in unseren Forschungsgarten ist Anregung. Wer weitere Tips braucht, findet sie im „Bienenweidekatalog – Verbesserung der Bienenweide und des Artenreichtums“, den Biologen der Universität Hohenheim für das Baden-Württembergische Ministerium für den Ländlichen Raum erarbeitet haben. Hier ist er als PDF-Datei kostenlos erhältlich:
144.41.33.58/Download/Bienenweidekatalog-BW.pdf

Quellen:
(1) Blumen vom Agrar-Multi, Die Firma Syngenta sponsert einen blühenden Acker, Schwäb. Tagbl. 6.8.2010.
(2) Stellungnahme Fink W, Imker, Gästebuch ARD-Sendung hart aber fair 4. Dez. 2017.
(3) Pressetext Syngenta, Neonikotinoid-Entscheidung führt d. Landwirtschaft in die falsche Richtung, 2.5.2018.

(4) European Center f. Constitutional and Human Rights, The Distribution of Paraquat: Does Syngenta Respect Human Rights?, 2011.