Mit Goethe fing der Unfug an

Daß der moderne Mensch die Natur nicht respektiert, sondern als Konsumgut sieht – wer wollte das schon bestreiten? Deshalb muß auch das, was in unserer Umgebung wächst und gedeiht, genau die Formen annehmen, die wir als schön empfinden. Beigebracht haben uns das nicht zuletzt prunksüchtige Monarchen und Geistesgrößen wie Johann Wolfgang von Goethe. Gemeinsam mit Herzog Carl August verwirklichte das Universalgenie Ende des 18.Jahrhunderts in Weimar "gartenkünstlerische Ideen" (1) und degradierte damit Pflanzen, Bäume und sonstige Gewächse zum Objekt.

Heute wachen gut bezahlte Landschaftsgärtner darüber, daß in Parks und sonstigen Grünanlagen alles mit rechten Dingen zugeht und die Launen der Natur ja nicht überhandnehmen. Für das menschliche Auge mag das erfreulich sein, aus der Sicht von Flora und Fauna werden damit wieder einmal Grenzen überschritten. Denn wie wir wissen, hat in der Natur alles seinen Sinn. Auch das Unkraut, das auch Hobbygärtnern Zornesfalten auf die Stirn treibt. So sorgt beispielsweise der Schrecken vieler Landwirte und Gärtner, die Acker-Kratzdistel (Cirsium Arvense), mit ihren Pfahlwurzeln dafür, verdichteten Boden aufzulockern und die Sauerstoffzufuhr in tiefere Erdschichten wieder zu ermöglichen – eine höchst sinnvolle Pflanze also, mit der die Natur den Menschen auf einen Mangel hinweist.

Wie wäre es, wenn wir das bevorstehende Osterfest dazu nutzen, unsere Einstellung zur Natur grundlegend zu überdenken und endlich anfangen, etwas zu zurückzugeben und den Sinn der Schöpfung zu verstehen – anstatt weiter bedenkenlos zu nehmen?

 

 

(1) www.klassik-stiftung.de/park-an-der-ilm/