Windräder: Geld oder Leben?

Die politisch gewollte Energiewende wird zur Gefahr für Leib und Leben direkt vor unserer Haustür.

Man kann bezweifeln, dass wir Menschen aus unseren Fehlern lernen: So naiv wir seinerzeit die zivile Nutzung der Atomkraft begrüßt haben, ohne die verheerenden Risiken für die Gesundheit wahrhaben zu wollen, so naiv umarmen wir heute alles, was das Prädikat „erneuerbar“ trägt. Windkraftanlagen sind das Paradebeispiel dafür, dass wir nach wie vor nicht den unbequemen, langsamen Weg der gewissenhaften Erforschung gehen, bevor wie handeln, sondern blind und mutwillig vom Regen in die Traufe steigen. Die politisch gewollte Energiewende wird zur Gefahr für Leib und Leben direkt vor unserer Haustür.

Wann werden wir wach?

Bis wir uns zum endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie durchringen konnten, mussten erst schwerwiegende Kraftwerkskatastrophen die Welt erschüttern. Die jahrzehntelange Arbeit derjenigen, die wirtschaftliche Interessen nicht über die Gesundheit stellten, der sogenannten Aktivisten, blieb so gut wie erfolglos. Erst der schreckliche Unfall von Fukushima konnte uns ausreichend schockieren, um endlich zur Vernunft zu gelangen. Bei den Windkraftanlagen ist die Lage etwas anders und man möchte es fast bedauern, wenn es nicht so zynisch klänge: Die zahlreichen Unfälle[1], die sich mit Windkraftanlagen ereignen, haben weitaus geringere Ausmaße, bleiben unterhalb der gesellschaftlichen Wahrnehmungsschwelle und schockieren kaum. Sie rücken daher die gesundheitlichen Gefahren dieser Anlagen nicht in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Feind bleibt unsichtbar. Sein Name ist Infraschall. Bedingt durch ihre Bauart emittieren ihn Windkraftanlagen massiv.[2]

Keine Wahrnehmung = keine Risiken?

Infraschall bezeichnet für Menschen unhörbaren Schall bei Frequenzen von unterhalb 20 Hz. Nach dem Motto „Was man nicht wahrnehmen kann, kann auch nicht schaden“ wurden seine Auswirkungen lange Zeit komplett verneint. Weitestgehend ignoriert werden sie trotz alarmierender Forschungsergebnisse weiterhin. Die durch Windturbinen ausgelösten Leiden umfassen „Schlafstörungen, Schwindel, Übelkeit, Bluthochdruck, Konzentrationsstörungen, Tinnitus, Müdigkeit, Depressionen, Herzrhythmusstörungen, Angsterkrankungen“.[3] Dass es sich bei den zahlreichen Symptomen nicht um Phantasieprodukte der Betroffenen handelt, sondern um die tatsächlichen Folgen des Infraschalls, zeigen zahlreiche wissenschaftliche Studien, die einige Wirkmechanismen aufdecken. Durch Infraschall verändert sich die neuronale Aktivität des Gehirns und die Herzmuskelzellen schlagen schwächer.[4] Laboruntersuchungen und Beobachtungen aus der Praxis[5] ergänzen sich zu einem eindeutigen Gesamtbild: Infraschall macht krank.

Landkreis wider die Vernunft

Zählt man nun eins und ein zusammen, bleibt nur die Schlussfolgerung, dass wir auf Basis der gegenwärtig zur Verfügung stehenden Technologien keine Windkrafträder mehr betreiben dürfen. Zu gefährlich sind sie für die Gesundheit. Es ist grundsätzlich sehr fraglich, auf Wind zu setzen, denn seine Leistungsdichte ist viel zu gering, um als Energiequelle tauglich zu sein.[6] Ungeachtet dieser naturgesetzlichen Untauglichkeit und der Gefahren für die Gesundheit, ebenso ungeachtet der jahrlangen Versuche von Betroffenen, vor Gericht den Schutz ihrer Gesundheit und der Natur zu erstreiten, erteilt der Landkreis Osnabrück einem Neubauvorhaben nach dem anderen die Genehmigung, zuletzt dem Windpark Averfehrdener Wüste im Juli 2018. Mit dem Baubeginn ist leider in naher Zukunft zu rechnen. Als Unternehmer trage ich die Verantwortung für die Gesundheit meiner Mitarbeiter und werde den Standort Glandorf schließen müssen, wenn die neuen Anlagen in Betrieb gehen. Ein solcher Schritt würde mein Unternehmen wirtschaftlich hart treffen (und die Gemeinde auch), ist aber notwendig, denn Gesundheit lässt sich nicht mit Geld aufwiegen. Den wirtschaftlichen Schaden werden wir dennoch ermitteln und den Profiteuren der Windkraftanlagen in Rechnung stellen. Uns geht es dabei noch vergleichsweise gut, wir können gehen. Was aber ist mit den Familien und Kindern, die hier seit Generationen ihre Heimat haben? Sollen alle weichen, weil ein unsinniger politischer Wille ihnen keine andere Wahl lässt? Unsere letzte Hoffnung ist die Judikative: In einer Demokratie ist es letztlich an den unabhängigen Richtern, die Bürger vor einer wildwuchernden Obrigkeit zu schützen.

Die Natur verliert

Mit dem Argument Klimawandel lässt sich viel zu viel rechtfertigen, was der Umwelt in Wirklichkeit nicht nützt, sondern schadet. Nicht umsonst fordert das Bundesamt für Naturschutz, dass beim Ausbau der erneuerbaren Energien endlich auf die Gesamtheit der ökologischen Aspekte geachtet werden und Rücksicht auf Tiere und Pflanzen genommen werden muss[7] (die Menschen hat das Amt leider vergessen). Es liegt weder im Interesse der Allgemeinheit noch im Interesse von Rohrweihe, Feldlerche und Mäusebussard, dass in Glandorf weitere Windräder entstehen. Im Gegenteil: Trotz aller vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen werden für diese Vögel „erhebliche Beeinträchtigungen“ bestehen.[8] Oder einfach ausgedrückt: Die Natur verliert. Ob es die reichhaltigen Fördergelder aus Steuergeldern sind,[9] die den Landkreis solche Umweltzerstörung forcieren lassen, oder die Tatsache, dass er selbst an der Betreibergesellschaft der Windräder beteiligt und somit Profitierender ist? Muss erst ein Unglück geschehen? Muss erst ein brennendes Windrad das ehemalige Moor nahe der Bauflächen in der Averfehrdener Wüste entzünden, bis wir wieder zur Vernunft kommen? Brauchen wir Menschen wirklich einen GAU, damit wir vernünftig werden?

PS: Es macht nachdenklich: Die politische Verantwortlichen wohnen weit, weit weg von den Windrädern. Ist das Zufall?


[1] Für eine aktuelle Übersicht und weitere Informationen siehe: Brennende Windräder: Reichen Kontrollen aus? NDR Online 13.02.2019 https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/osnabrueck_emsland/Brennende-Windraeder-Reichen-Kontrollen-auswindkraft972.html

[2] Herstellerangaben zu den Emissionen in: GE Renewable Energy. Schallleistung. Schallreduzierter Betrieb gemäß FGW. Inkl. Terz-und Oktavband-Spektren. https://uvp.niedersachsen.de/documents/ingrid-group_ige-iplug-ni/F5CDA93E-88D2-4BC6-909D-29D4E3685A82/03_Noise_Emissions-NRO_3.6-DFIG-137-50Hz_3MW_FGW_Eng-a1_GE_r02.pdf

[3] Graf, H.-J.: Klimaheilmittel und Krankmacher. In: Deutschlandfunk Kultur, 19.04.2018.

[4] Lenzen-Schulte, M., M. Schenk: Der Schall, den man nicht hört. In: Deutsches Ärzteblatt 116, Heft 6 (2019).

[5] Karpova, N.I., S.V. Alekseev, V.N. Erokhin, E.N. Kadyskina, and O.V. Reutov. 1970. Early response of the organism to low-frequency acoustic oscillations. In: Noise Vib. Bull. 11(65):100¬ 103. NIOSHTIC record 1997:59793.

Danielsson, A., and U. Landstrom. 1985. Blood pressure changes in man during infrasonic exposure. An experimental study. In: Acta Med. Scand. 217(5):531-535. MEDLINE record 85275572.

Borredon, P., and J. Nathi. 1973. Physiological reactions of human subjects exposed to infrasounds. In: Rev. Med. Aeronaut. Spat. 12(46):276-279. (French) EMBASE record 74130187.

Radneva, R. 1997. Studying the effect of acoustic conditions in the living environment of multifamily buildings on inhabitants. In: Khig. Zdraveopazvane 40 (3-4):40-44. (Bulgarian) EMBASE record 1998252323.

[6] Lüdecke, H.-J.: Naturgesetzliche Schranken der Energiewende. In: Naturwissenschaftliche Rundschau 71/6 (2018), S. 281-287.

[7] Bundesamt für Naturschutz: Erneuerbare Energien Report. Die Energiewende naturverträglich gestalten! 2019 https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/erneuerbareenergien/Dokumente/BfNErneuerbareEnergienReport2019_barrierefrei.pdf

[8] Schönheim, A.: UVP-Bericht zum geplanten Windpark Schwege  "Sonderbaufläche Windenergieanlagen 7.2"  (Gemeinde Glandorf). Oktober 2017, S. 124. https://uvp.niedersachsen.de/documents/ingrid-group_ige-iplug-ni/F5CDA93E-88D2-4BC6-909D-29D4E3685A82/UVP-Bericht_Glandorf_27102017.pdf